Biographie Regie

1948 geb. in Leipzig (DDR) als Kind einer Sekretärin und eines Trainers für Rennpferde.
1966 Berufsabschluss als Schriftsetzer (Facharbeiter mit Abitur).
1967/72 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig; Grundlagenstudium in der Abteilung Buchgestaltung bei Prof. Walter Schiller, Fritz Fröhlich und Dietrich Burger; danach in der Fachklasse Plakat bei Prof. Heinz Wagner; Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Animationsfilm.
1972 Erste Vorstellungen mit Filmentwürfen beim DEFA-Studio für Trickfilme Dresden; Diplom u. a. mit Entwürfen für einen Animationsfilm (Autor: Lutz Dammbeck).
1972/74 Grundwehrdienst in der Nationalen Volksarmee.

Ab 1974 Freischaffender Maler und Grafiker in Leipzig.
1975/76 Realisierung des Animationsfilms Der Mond im DEFA-Studio für Trickfilme Dresden; der Film erregt internationales Aufsehen (IFF Annecy).
1976 Herausgeber der Zeitschrift Originalgrafisches Faltblatt und Initiator des alternativen Kunstpreises MOGOLLON-Preis (mit Frieder Heinze und Günter Huniat), erste Preisträger: Dr. Klaus Werner und Gil Schlesinger.
1977 Initiator (mit Karin Plessing, Frieder Heinze, Hans Hendrik Grimmling, Jürgen Schäfer, Gregor-Torsten Schade, Günter Huniat) des Intermedialen Ausstellungskonzepts »Tangente 1« in Leipzig, Konzept für einen gemeinsamen Animationsfilm für diese Ausstellung mit Frieder Heinze.
1978 Nach Verbot der Ausstellung alleinige Realisierung des Films unter dem Titel Metamorphosen I unter Anwendung von »Non-Camera«-Animationstechniken (Bearbeitung einzelner Filmbilder mit Rasierklinge, Radiernadel und Ölmalfarben). Anschließend Beginn der Arbeit an einem Experimentalfilm aus Animations- und Realfilmteilen mit dem Arbeitstitel Metamorphosen 2.
1979 Entstehung des Legetrickfilms Der Schneider von Ulm im DEFA-Studio für Dokumentarfilm Potsdam-Babelsberg (auf Einladung von Kurt Weiler).
1980 Neues Exposé und Umbenennung von Metamorphosen 2 in Psychogramm eines Monats.
1981 Erprobung verschiedener Techniken des Experimentalfilms in Hommage à La Sarraz (Kamera: Thomas Plenert).

Beginn der Arbeit am »Herakles Konzept«: ein Sammelbegriff für die parallel zu den Proben und späteren Aufführungen entstehenden Bilder, Collagen, Fotos und Texte.
1980/81 Nach Fertigstellung des Films Einmart im DEFA-Studio für Trickfilme Dresden massive Kritik von verantwortlichen Stellen (»konterrevolutionär«); deutliche Hinwendung von der klassischen Animationvon Grafik und Zeichnungen zum verstärkten Einsatz von Fotografien, Non-Camera-Animationen und der Kombination mit found footage und Teilen aus Archivfilmen. Erste Großcollagen mit auf Fotoleinwand belichteten Motiven, deren Übermalung und Vernähung mit Hanffaden.
1983 wird das Filmprojekt Herakles von den DEFA-Studios und der HV Film
im Ministerium für Kultur der DDR nach anfänglicher Zusage abgelehnt. Daraufhin Umwandlung des Filmdrehbuchs in das Konzept für eine »Mediencollage« – als »Film im Raum« mit Film- und Diaprojektion, Malaktionen, Tanz und Musik inmitten des Publikums.
1984 Erste Videoaufzeichnungen von Proben für die Mediencollagen mit der Tänzerin Fine Kwiatkowski. Ebenfalls 1984 Mitorganisator und Aussteller beim 1. Leipziger Herbstsalon im Leipziger Messehaus am Markt (zusammen mit Frieder Heinze, Olaf Wegewitz, Hans Hendrik Grimmling, Günter Huniat, Günter Firit).
1985/86 verschiedene Aufführungen der Mediencollagen »La Sarraz«, »Herakles« und »REALFilm«. Teilnahme mit Filmen am »Internationalen Experimentalfilm Workshop Osnabrück, 1985«.

1986 Ausreise aus der DDR und Übersiedlung von Leipzig nach Hamburg.
1986/89 Sozialhilfeempfänger und ABM-Stelle als Medienpädagoge, zeitgleich Arbeitssuche in verschiedenen Trickfilmstudios in Hamburg, Köln und München.
1988 Erste Einreichungen bei der Filmförderung Hamburg (damals noch »Hamburger Filmbüro«) und Anträge auf Produktionsförderung für die Filme Herzog Ernst und Zeit der Götter.
1990 Gründung der Lutz Dammbeck Filmproduktion; erster eigenproduzierter Film: Herakles Höhle (Experimentalfilm mit Materialen aus den Mediencollagen zum Herakles Konzept).
Seit 1991 entstehen unter Verwendung und Weiterentwicklung der für das »Herakles Konzept« gesammelten Materialien und Techniken mehrere lange Dokumentarfilme zu den Themen Kunst, Macht und Wissenschaft (1992 Zeit der Götter, 1996 Dürers Erben, 1998 Das Meisterspiel, 2003 Das Netz. Unabomber, LSD & Internet für WDR, Arte, SWF und MDR).

Parallel dazu entstehen große Installationen und Bildfolgen, u. a. 1987–2015 Herakles Notizen (Kunstsammlung des Deutschen Bundestags), 1999 Over Games (In-situ-Installation für die Ausstellung »das xx. jahrhundert. ein jahrhundert kunst in deutschland«, Nationalgalerie Berlin / Hamburger Bahnhof Berlin), 2004 What if he had arrived? (In-situ-Installation für die Ausstellung »Schrift Bilder Denken. Walter Benjamin«, Haus am Waldsee Berlin), 2006 Be Here Now! (In-situ-Installation für die Ausstellung »Et in Arcadia ego: Die Inspektion«, Heiner Müller-Werkstatt 2006, Berlin-Lichtenberg, Erich-Kurz-Straße 5 –7, Wohnung 13.02.; cabin (Hamburger Kunsthalle – Galerie der Gegenwart), Herakles Konzept_Materiallager (In-situ-Installation für die Ausstellung »40 Jahre Videokunst«, Museum der Bildenden Künste Leipzig), Paranoia (In-situ-Installation, Akademie der Künste Berlin), 2007 Re-Reeducation, Galerie COMA Berlin; 2010    Atlasmacher, Kunstraum des Deutschen Bundestags, Berlin; Re_Re-education, Sprengel Museum Hannover, Hannover; 2009 MAN SON 1969. Vom Schrecken der Situation, Hamburger Kunsthalle – Galerie der Gegenwart, Hamburg (K); Kunst und Kalter Krieg: Deutsche Positionen 1945 - 1989, Los Angeles County Art Museum (LACMA) / Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Deutsches Historisches Museum Berlin (K); RECORD > AGAIN! – 40jahrevideokunst.de – Teil 2, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Kunsthaus Dresden Städtische Galerie für Gegenwartskunst, Edith-Ruß-Haus für Medienkunst Oldenburg; After the Net (2.0)  Peninsula Arts Gallery, Plymouth UK; PERFORMING REVOLUTION IN CENTRAL AND EASTERN EUROPE, The New York Public Library for the Performing Arts, Lincoln Center New York;  2012 - 2013 Neues Museum Weimar, Abschied von Ikarus Bildwelten in der DDR – neu gesehen; 2013 Nostalgia Is An Extended Feedback, Nam June Paik Art Center Seoul; The Shuttered Society - Art Photography in the GDR 1949-1989, Berlinische Galerie, Museum of Modern Art, Photography and Architecture; The Present Order is the Disorder of the Future Museum Kurhaus Kleve; 2014 Die Unberechenbarkeit komplexer und offener Systeme (mit James Benning) Fridericianum Kassel; 2015 Herakles Konzept (1977-1987) Film/Foto/Buch/Aktion, Museum Weserburg Bremen/Zentrum für Künstlerpublikationen; 2015-2016 Unprotected Zone, Museum on the Seam / Socio Political Contemporay Art Museum Jerusalem

Lehrtätigkeit
1992/93 Gastprofessur an der Fachhochschule für Gestaltung Hamburg.
1995 Tournee mit dem Film Zeit der Götter und dem Filmprogramm »Dienstbare Kunst« des Goethe-Instituts durch Chile, Argentinien, Uruguay und Paraguay.
2000 - 2015 Professur, Aufbau und Leitung einer »Projektklasse Neue Medien« an der Hochschule für Bildende Künste Dresden

Awards
1998 erhielt Lutz Dammbeck die "Silberne Taube" des 41. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm sowie 1999 den "William Dieterle Filmpreis" der Stadt Ludwigshafen für den Film "Das Meisterspiel", 2004 den "European Media Award" des European Media Art Festival Osnabrück für den Film "Das Netz" und 2005 den "Käthe-Kollwitz-Preis" der Akademie der Künste, den "Preis zur Förderung der deutschen Filmkunst" der DEFA-Stiftung sowie 2015 den "Preis des Goethe Instituts" für den besten langen deutschen Dokumentarfilm auf dem 58. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm in Leipzig